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Über Frauen und Papageien.

Oder: Wie man mit Politikerinnen Anti-Frauenpolitik betreiben kann.

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Frauen sind im Durchschnitt biologisch leidensfähiger (weniger Schmerzpunkte) und auch kulturell ans Erdulden von Ungemach gewöhnt; zudem ausdauernder als Männer, wenn auch kurzzeitig weniger kraftvoll im brachialen Kampfeinsatz. Frauen wären also fürs politische Geschäft, besonders in Krisenzeiten, bestens geeignet.  Und da haben wir in dieser Legislaturperiode doch auch tatsächlich einmal so viele Frauen im Regierungskabinett, dass man meinte, als Bürger:in gut vertreten zu sein.

Glaubte man.

Zuerst schoss sich eine der Ministerinnen durch akademisch gewürdigte Dummheit und ansonsten keinerlei Leistung ins Out. Eine weitere aus der Damenriege fällt seit Anbeginn durch nachhaltige Inkompetenz in ihrem Ressort und penetrantes Nachplappern von Vorgesagtem zu sämtlichen Themen auf, von denen sie noch weniger versteht. Gerade jüngst wieder wurde dieses Mädel vom Lande vorgeschickt, um Unsägliches zu den von Wissenschaftern gestützten Vorschlägen des (erwiesenermaßen fachkompetenten) Gesundheitsministers zu verkünden, nämlich dass sie – sie persönlich! – „davon gar nichts halte“ und man sich auf die Meinungen der (fachlich erwiesenermaßen inkompetenten) Landeshauptmänner verlassen solle. Sie hat´s wahrscheinlich bis heute nicht bemerkt, was sie da plapperte, diese österreichische Vorreiterin weiblicher Führungskunst.

Frauen landesweit haben sich fremdgeschämt.

Und dann gibt es, blond und blauäugig, auch noch die sogenannte Frauenministerin mit eher fremdenfeindlichem als Frauen-Schwerpunkt, die einzig als weiblicher Ableger des Innenministers in Erscheinung tritt. Quasi Eva aus der Rippe Adams. Auch sie versteckt ihr Denken, so vorhanden, gut hinter unermüdlich repetierten Phrasen. Man ahnt, wer ihr die vorher eingetrichtert hat.

Wen wird es kümmern, wenn diese Papageien ausgestopft in der Abstellkammer landen?

Oder nehmen wir unsere Wirtschaftsministerin. Wo ist die bloß geblieben? Zumindest Medientermine gibt’s, so scheint es, nur bei Werksbesichtigungen irgendwo im Hinterland. Die großen Zukunftsfragen werden uns von den Männern aus Kammer, Wirtschaftsbund, anderen ministeriellen Ressorts oder vom Bundeskanzler höchstpersönlich beantwortet. Natürlich, denn so wichtige Dinge wie die Wirtschaft sind schließlich Männersache. Man braucht jedoch ab und zu ein Blondchen, um das Publikum von der traurigen Realität abzulenken. Da hat sich seit Marilyn Monroe nichts geändert.

Dennoch gibt man die Hoffnung nicht auf, von dieser Tirolerin einmal eigene kluge Vorstellungen zum Thema Wirtschaftsentwicklung zu hören. Die paar Digitalisierungsfloskeln reichen jedenfalls nicht.

Im Parlament sieht´s nicht viel besser aus. Besonders von der FPÖ kriegen wir ausschließlich Frauen vor die Kamera, die ohne den geringsten Sachverstand hysterisch geifernd das abschreckende Uralt-Image vom satanischen Flintenweib zu neuem Leben erwecken, und solche Weiber, das weiß jedes Kind, sollte man besser nicht in Führungspositionen vorlassen. Und außer diesen ein bis zwei Kickl-Phrasen dreschenden Frontfrauen scheinen sich in dieser Partei sowieso alle weiblichen Wesen am Herd zu befinden (oder gleichbedeutend — wie ehedem Frau Strache — perfekt gestylt, aber meinungsleer in der letzten Bank).

Wen wundert´s, dass solche Vorbilder Frauen abschrecken, sich politisch zu engagieren?

Nicht einmal in den Gemeindestuben, die ja näher an Haus und Herd wären, geht es anders zu: Da wurde kürzlich bei uns eine engagierte junge Vizebürgermeisterin zuerst stolz herumgezeigt, um die Erneuerung der herrschenden Altpartei zu signalisieren. Doch schon nach wenigen Wochen wurde sie für die kommenden Wahlen wieder ausgebremst. Warum? Sie hat ihre eigenen Standpunkte vertreten. Einigen Herren der Fraktion, für welche Frauen, die ihnen zu widersprechen wagen, offenbar immer noch „widerwärtige Luder“ darstellen, erschien sie unwählbar.

Wenn ich zu Verschwörungstheorien neigte, würde ich sagen: All das ist Teil eines perfiden Plans, Frauen mit Selbstachtung von allen politischen Ämtern fernzuhalten und Wähler jeglichen Geschlechts von der Wahl von Politikerinnen abzuschrecken. So könnte man trotz Frauenquote die Politik rein männlich erhalten.

Doch kleine Hoffnungspunkte gibt es: Bei den Neos steht zumindest eine Frontfrau ihren Mann, auch wenn sich hinter ihr gähnende Leere auftut. Bei der SPÖ konnte Pamela Rendi-Wagner bisher grad und grad noch gegen feindliche Männerbünde überleben (nur mit Hilfe eines noch mächtigeren Mannes allerdings). In Graz hat kürzlich eine gänzlich ungestylte Kommunistin die Wahl gewonnen. Mal sehen, was ihr gelingt und was verhindert wird. Und sogar in der Tiroler ÖVP gibt es seit neuestem einen Lichtblick. Beate Palfrader hat offenbar keine weiteren politischen Ambitionen mehr und sagt endlich ungeniert, was sie sich denkt. Und das ist zurzeit das Gescheiteste, was von dieser Fraktion zu hören ist. Und die grünen Ministerinnen für Justiz- und Umwelt ebenso wie die Kulturstaatssekretärin dürfen nach Kurz´ Abgang jetzt sogar ziemlich unbehindert vor die Kamera treten und ihre eigenen Agenden vorstellen, auch wenn nicht immer veröffentlicht wird, welche riesigen Widerstände sie heldinnenhaft überwinden mussten, und wenn auch danach gleich wieder einer der Herren von der Gegenfraktion medial querschießt (bzw. seinen Papagei vorschickt, das für ihn zu erledigen). Diese paar Politikerinnen zumindest sind „gstandene“ Frauen, keine tumben Blondchen, keine Papageien. Sie wissen, wovon sie reden und was sie tun. Und sie beweisen tagtäglich Kompetenz, Ausdauer und Leidensfähigkeit.

Solche Politikerinnen braucht das Land! Also, richtige Frauen, kluge Blondinen, mollige Schwarzhaarige, Gestylte und Ungestylte, Alte und Junge, kompetente Mädel vom Lande und Städterinnen – startet endlich euren Run auf die Parteilisten! Wir brauchen euch, um den Herren da oben zu widersprechen!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

1 Comment

  1. Sollte es nicht endlich mal darum gehen, einen guten Politiker / eine gute Politikerin zu finden, und von diesen Geschlechter-Diversitäten wegzukommen? Die oder der soll eine gute Politik machen, egal ob Frau oder Mann, und es sollen ihm dazu auch alle Möglichkeiten, es tun zu können, offen sein. Womit ich allerdings Probleme habe, ist der Hype, der unseren Ministerinnen von den Medien gemacht wird, weil sie Mutter geworden sind. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, war, glaube ich, die erste, dann kam Alma Zadić, die ist ja ja nach Meinung der Autorin eine gute, dann kam zuletzt die Susanne Raab, wieder eine für die Autorin schlechte Politikerin. Sorry, aber wenn eine Frau ein Kind bekommt und bereits nach wenigen Wochen wieder in einen Fulltimejob als Ministerin einsteigt, dann stimmt da für mich etwas nicht, und es zeigt für mich, wie krank unsere Gesellschaft mittlerweile geworden ist. Für die psychische Entwicklung eines Kindes ist wohl die Anwesenheit der Mutter in den ersten Lebensjahren eine primäre Voraussetzung, und das wohl nicht nur ein paar Stunden am Abend, wenn Frau Ministerin müde von der Arbeit nach Hause kommt. Dass der Vater alle diese Aufgaben jeweils zur Gänze übernehmen kann oder auch mag, das glaubt wohl niemand ernsthaft. Also wird die Erziehung outgesourct, wie es so schön modisch heißt. Dass solche Dinge nicht von unseren Medien mehr hinterfragt werden, mag zwar dem Zeitgeist geschuldet sein, Vorbildwirkung sollten diese Frauen wohl keine haben, nicht zuletzt angesichts dramatischer Zunahmen von psychischen Störungen vieler Kinder und Jugendlicher.
    Frauen können heute alles machen, auch gute Politikerinnen sein, aber sie sollten nicht alles zugleich machen können wollen. Die Erziehung eines Kindes nimmt im Normalfall wohl alle Ressourcen, die eine junge Mutter hat, zumindest für die ersten Jahre in Anspruch, und da kann dann nur mehr wenig Zeit bleiben für ein politisches Amt.

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