Kinder, heute gibt es Fleisch

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Der Geruch von Fleisch und frischem Blut liegt in der Luft. Rauch zieht aus den Schlotten der medialen Schlachthäuser. Draußen ist es kalt. Es ist Winter. „Was gibt es heute zu essen Mutter? Kultur, Bildung, Gemüse?“ „Fleisch!“
Freudig versammelt sich die ganze Familie vor dem heimischen Fernsehgerät. Plasma, Led? Natürlich, es wird ja das Schauspiel in HD gesendet. Es ist wieder an der Zeit und alle wissen es. Der Schlachtmeister wetzt bereits das Messer und das willige Vieh hat sich schon eingefunden. Tausende drängen zur jährlichen Fleischbeschau. Dick und prall ist das Kriterium. Es soll doch für alle was dabei sein. Erregt vom Blutgeruch reibt man sich auf dem Sofa erwartungsvoll die Hände.
Angelockt vom verführerischen Duft der Aufmerksamkeit, lassen sich die Tiere selektieren. Geifernd verfolgt die ganze Familie die Prozedur. Die Außerwählten trotten benommen von den Medikamenten Pleite, Talent-, und Charakterlosigkeit Richtung Schlachtbank. Dem Getier scheint es zu gefallen und aufdem Fernsehsofa Johlt das Publikum begeistert.
Das Schlachtvieh wird eingepfercht und zur genauen Betrachtung frei gegeben. Da heißt es Insel, dort heißt es Dschungel. Der Schlachtmeister und sein Team, diese Unmenschen, quälen die Tiere. Sie verspeisen Genitalien, suhlen sich im Dreck oder müssen einfach nur die ihnen bekannte Musik nachblöken. Unmenschlich. Aber wie jeder weiß schmeckt das Fleisch am besten wenn das Tier sich quält und fürchtet vor seinem Tod. Auch vor den Fernsehgeräten schwitzt und sabbert das Volk.
Noch bis es direkt vor dem Schlachtmeister steht wippt das arme Vieh vergnügt mit dem Kopf zum Takt der poppigen Musik. Tausende Jungendliche, berauscht vom ersten Fleischkonsum, feiern das Spektakel. Befriedigen ihre neu entdeckten Gelüste hemmungslos. Das Volk hat Hunger.
Unweigerlich steuert das perverse Treiben auf seinen Höhepunkt zu. Blut spritzt an die Wand, Köpfe rollen, Gedärme überall. Ein Tier folgt dem anderen. Der Schlachtmeister bekommt sie alle und viele sind bereits vor dem großen Finale satt. Die Reste werden entsorgt und möglichst schnell vergessen. „Aber Mutter, das Tier zuckt ja noch.“ „Ach lass nur, das hört auch gleich auf!“
Es beginnt das Erwachen nach der großen Orgie. Das kultivierte Bourgeoisie nimmt sich einen Fetzten und wischt sich die Blutspritzer aus dem Gesicht. Manch einer schwört auf eine Fastenzeit, andere wollen gleich zu Vegetariern werden. Doch liebe Freunde, seit euch einer Sache gewiss. Wenn die Tage wieder kürzer werden und die Nächte länger, dann wird auch Schlachtmeister Dieter B. wieder rufen. Die die sich Schlachten lassen wollen werden seinem Ruf folgen und auch die die dabei zusehen wollen. Die „REPUBLIK RTL“ lässt grüßen.

Titelbild: © www.Rudis-Fotoseite.de / Pixelio.de

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