Globalisiertes Verbrechen

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© daniel stricker / pixelio.de

44.000.000.000 Euro erwirtschaftet die kalabrische Mafia, die `Ndrangheta, jedes Jahr. Bei einem Jahresumsatz von mehr als 40 Mrd. Euro lässt sich der süditalienische Auswuchs der Mafia durchaus, provokant, als ein erfolgreiches, großes Unternehmen bezeichnen und mit so manchem großen Konzern, zumindest von der finanziellen Seite her, vergleichen. Dass die klassischen, mafiösen Geschäftsfelder aus Erpressung, Drogenhandel, Schmuggel und Entführung bestehen, sollte den meisten spätestens seit der Pate I, II und III bekannt sein. Dass die Mafia mittlerweile jedoch nicht mehr von Bossen a la Don Corleone geführt wird und mit allen Mitteln den italienischen Staat bekämpft, wissen nur wenige. Das verstaubte Bild der Anzug tragenden, Zigarre rauchenden, wortkargen Mafiosi ist Geschichte. Die Mafia hat sich angepasst, arbeitet mit modernen Technologien, erschließt immer neuere Geschäftsfelder und blüht in dem Staat, den sie früher so verbissen bekämpft hat, regelrecht auf. Die neue, moderne, junge Mafia investiert in die beliebtesten Ferienregionen, baut Hotels, Einkaufszentren und Straßen. Die Mafia fabriziert die angesagteste und exklusivste Mode. Die Mafia baut Schulen, Wohnhäuser und Justizgebäude. Die Mafia arbeitet stark über das Internet. Die Mafia wirtschaftet global. Die Mafia ist der große Gewinner der Globalisierung.

Offene Zölle, selten gewordene Personenkontrollen sind nicht nur für das geeinte, friedliche Europa eine große Errungenschaft und Freude. Mafiaclans aus Süditalien, Osteuropa und Asien haben längst nach Gesamteuropa expandiert. Von Rostock aus Richtung Bayern liegt eine der größten Handelsstraßen, ein Handelshighway für importierte Drogen aller Art. Bayrische Städte wie München, Augsburg und gerade Nürnberg haben mit den Auswirkungen zu kämpfen – sind sie doch Verkehrsknoten, Dreh- und Angelpunkte im europäischen Drogenhandel. Lange haben deutsche und auch österreichische Behörden an einer gewissen Blindheit gelitten und diese Tatsache verdrängt, erst seit wenigen Jahren ist man sich der drohenden Gefahr bewusst und bekämpft das organisierte Verbrechen aktiv und grenzüberschreitend. Nun gilt es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu schaffen, um Korruption und Wirtschaftsverbrechen im Keim zu ersticken. Spätestens seit den Düsseldorfer Mafiamorden und dubiosen Bankgeschäften im Alpen-Adria-Raum ist das organisierte Verbrechen aber in den Köpfen der Bevölkerung angekommen.

Die Mafia ist zivilisierter, ruhiger und angepasster geworden. Die Mafia ist bestens organisiert, modern und jung. Die Mafia durchzieht alle Gesellschaftsschichten und pflegt international gute Kontakte. Die Mafia ist erfolgreich und bürgerlich geworden. Gerade deshalb ist die Mafia so gefährlich.

Glaubt an das Gute im Menschen. Eigentlich Betriebswirt. Hat das ALPENFEUILLETON ursprünglich ins Leben gerufen und alle vier Neustarts selbst miterlebt. Auch in Phase vier aktiv mit dabei und fleißig am Schreiben.

2 Comments

  1. Mich würde interessieren, wie die Zahl 44 Mrd. Euro zustande kommt. Glaube kaum, dass die `Ndrangheta ihren Umsatz dem Italienischen Finanzamt mitteilt…
    Kannst du vielleicht die Quelle posten, woher du das hast?

  2. Meine Informationen beziehe ich aus Literatur über die Mafia. Hier kann ich vor allem den Publizisten Jürgen Roth empfehlen. Die genaue Quelle für die 44 Mrd. Euro kann ich dir gerne raussuchen und hier posten.

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