Einfachheit, verzweifelt gesucht!

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Heute (06.08.) beginnt das „Outreach“ Festival in Schwaz. In diesem Jahr wird dem Motto gemäß etwas gesucht, das bei so manchem Jazzfestival dauerhaft abwesend ist: Einfachheit. Aber das „Outreach“ will ja überhaupt gar kein Jazz-Festival sein, sondern vielmehr ein Festival, bei dem Musik aus verschiedensten Genres und Spielrichtungen geboten wird.
Dennoch bleibt Jazz dabei immer ein wichtiger Bezugspunkt, zum Beispiel in Bezug auf musikalische Abenteuerlust und Experimentierfreude. Jazz als Haltung, nicht als Musikrichtung mit Konventionen und Beschränkungen!
Aber was bitte suchen die Musikerinnen und Musiker in diesem Jahr überhaupt genau? Was ist das denn nun bitte, diese Einfachheit? Am ehesten könnte diese in diesem Kontext mit Klarheit „übersetzt“ werden. Ja eh, Einfachheit bedeutet auch Banalisierung und Trivialisierung, aber gegen musikalische Klarheit und einen roten Faden im künstlerischen Schaffen kann ja nun wirklich niemand was haben.
Wer die Klarheit und „Einfachheit“ in seinem Schaffen und in seiner Musik für sich entdeckt hat der weiß plötzlich, was es braucht und was nicht. Der dringt vor zum Kern der eigenen Musik, der findet deren Essenz und Substanz.

Yaron Herman: Beim "Outreach" solo am Klavier unterwegs. Mal sehen, ob er zu seiner ganz eigenen Einfachheit finden wird. (Bild: www.outreachmusic.org)
Yaron Herman: Beim „Outreach“ solo am Klavier unterwegs. Mal sehen, ob er zu seiner ganz eigenen Einfachheit finden wird. (Bild: www.outreachmusic.org)

Nun ließe sich auch sagen: Konzepte schön und gut, aber wer spielt denn jetzt überhaupt in diesem Jahr beim „Outreach“ und was wird musikalisch geboten? Natürlich einige der üblichen Verdächtigen wie Jane Getter oder Gene Pritsker. Die im übrigen beide brillant sind. In diesem Jahr wird es aber ganz besonders spannend, zumal auch W.A. Mozart und J.S. Bach eine Rolle spielen werden.
Jazz meets Barockmusik quasi? Ja auch, denn diese beiden Komponisten eignen sich hervorragend dazu zu zeigen, dass schwierige Musik einfach klingen kann und kompositorische Klarheit auf spielerische Weise mit Komplexität umgehen kann. Wenn diese Erkenntnis dann auch noch auf versierte Jazzmusiker tritt, dann könnte tatsächlich einiges gehen.
Highlights in diesem Jahr? Möglicherweise Filippa Gojo, Rebekka Bakken oder natürlich auch der wunderbare Pianist Yaron Herman. Ein Blick in das Programm führt aber unter Umständen zu weiteren Highlights. So oder so: Dabei sein ist wichtig. Vielleicht ist nämlich auch der eine oder andere von der Musik abgeleitete Erkenntnisgewinn drin, was die „Essenz“ und die Klarheit im eigenen Leben betrifft. Wer weiß. Musik ist niemals nur Musik. Das gilt speziell auch für das „Outreach“.

Titelbild: outreachmusic.org

Elfenbeinturmbewohner, Musiknerd, Formfetischist, Diskursliebhaber. Vermutet die Schönheit des Schreibens und Denkens im Niemandsland zwischen asketischer Formstrenge und schöngeistiger Freiheitsliebe. Hat das ALPENFEUILLETON in seiner dritten Phase mitgestaltet und die Letztverantwortung für das Kulturressort getragen.

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