Einmal Schweinsein oder Anleitung zum Glücklichsein

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Dieser Text wurde zuerst in der UNIpress veröffentlicht


Beginnen wir beim Haustier Nummer 1, dem Hund. Hunde sind verdammt glückliche Viecher. Ihr Leben ähnelt dem eines Königs oder zumindest dem eines Prinzen. Egal ob als Hund einer alten Dame, als Familienhund oder als bester Buddy eines Mitzwanzigers, als Hund hat man es einfach gut. Rund um die Uhr wird man versorgt und unterhalten. Das Essensprogramm ist mindestens auf Vollpensions-Niveau, das Animationsprogramm spielt in der Magic Life Liga. Wer untertags brav war, was nicht bedeutet einer geregelten Arbeitszeit nachgegangen zu sein, sondern nicht in die eigene Wohnung gekackt zu haben, darf mit etwas Glück sogar in Frauchens oder Herrchens Bettchen. Gibt es ein süßeres Leben? Selbst wenn in der Nacht böse Träume lauern (Anm. Katzen!!!) kann man sich sicher fühlen. Und spätestens am nächsten Morgen wird man Bauchkraulend geweckt. Zum Schwanzwedeln so ein Leben mit einem Gefährten, oder? Und wenn gerade mal kein Gefährte zugegen ist, lebt es sich als Streuner erst recht ganz ungeniert.
Auch vom Haustier Nummer 2 kann man sich viel abschauen. Katzen wissen, was gutes Leben bedeutet. Und bonne miVIEau hat viel mit Eigensinn zu tun. Das darf man auf keinen Fall mit Egoismus verwechseln. Eine Katze kennt ihre Bedürfnisse und äußert diese klar und deutlich. Im einen Augenblick ist Streicheln voll ok, im anderen will man seine Ruhe haben. Intimität, Gesellschaftsfähigkeit und Freiraum gehören in ein ausgewogenes Verhältnis, anders funktioniert das nicht. Auch beim Essen unterscheiden sich Katzen von ihren kläffenden Haustiergenossen. Wer einer Katze minderwertigen Fraß vorsetzt, wird bestimmt nicht glücklich werden. Was oben reinkommt hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden. Da kann man sich schon einmal lautstark wehren, bevor das nach hinten losgeht. Katzen können „Nein sagen“. Und? Bist du schon einmal auf eure Katze sauer gewesen? Eben!
Selbst Nicht-Vierbeiner haben Tipps parat. Die Welt eines Goldfisches beschränkt sich ja auf die Großzügigkeit seines Besitzers. Je größer das Portemonnaie, desto größer der Lebensraum. Bis vor Kurzem hieß es immer, dass der handelsübliche Goldfisch selbst im kargen 1,5 Literglas keine Einbußen seines Glücklich-Levels erleiden muss. Mit einem 3-Sekunden Gedächtnis wird selbst ein Reagenzglas zu Seaworld. Dass das nicht ganz stimmen kann, hat übrigens unlängst ein britischer Forscher herausgefunden. Der hat Goldfischen beigebracht einen Hebel zu bewegen, um an ihr Futter zu gelangen. Vielleicht war ja eines der Schuppentiere besonders begabt und sozial bemüht, verhungert ist jedenfalls keiner der Goldfische. Bis zu drei Monate soll demnach das Gedächtnis eines Goldfisches reichen. Hey, alle drei Monate in eine neue Bude umziehen. Wenn das mal kein Grund zum Glücklichsein ist.
Nun werden wir noch kleiner. Denn sogar die Kleinsten der Kleinen, bakterienartige Wesen, haben unglaublich großes Inspirations-Potential, um unser inneres Glück zum Explodieren zu bringen. Bakterien sind für das menschliche Auge unsichtbar, einfach nicht existent. Und denen ist das völlig Schnuppe. Zu Abermillionen leben sie vor sich hin, völlig unscheinbar und im Schatten unserer Wahrnehmung. Im Verborgenen haben sie still und heimlich eine unheimliche Vielfalt und einen hohen Spezialisierungsgrad entwickelt. Wenn man so will. Bakterien sind die Marketingabteilung der Natur. Für jeden Teilbereich gibt es Experten. Fast täglich entstehen neue. Und alle tragen unaussprechliche Namen. Hinzu kommt, dass sich Bakterien zwar vermehren, aber das asexuell, durch Zellteilung. Also quasi mit und durch sich selbst. Mit dir alleine glücklich sein, lautet die Devise.
Zu guter Letzt präsentiere ich euch noch das glücklichste aller glücklichen Lebewesen, das Schwein. Das wird zwar meist irgendwann geschlachtet und kann aus anatomischen Gründen nicht zum Himmel blicken. Aber wer bei 30-minütigen Orgasmen keinen Dauergrinser hat, hat den Sinn des Lebens ohnehin nicht verstanden. Es geht um die Liebe! Ferkel hin oder her.
Kommen wir zur Moral von der Geschichte. Was braucht es nun zum Glücklichsein? Ab und an eine Auszeit, in der man sinnlose Tiergeschichten liest und für fünf Minuten seine Alltagssorgen vergisst. Keep smiling! 😉


 

(c) Christi Gain, Herp Derp :D, flickr.com

Glaubt an das Gute im Menschen. Eigentlich Betriebswirt. Hat das ALPENFEUILLETON ursprünglich ins Leben gerufen und alle vier Neustarts selbst miterlebt. Auch in Phase vier aktiv mit dabei und fleißig am Schreiben.

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