Bike Trail Fiasko am Höttinger Bild

Ein Besinnungsweg in Innsbruck erhitzt die Gemüter und erinnert Politiker:innen an ihre eigentliche Aufgabe.

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Leben und leben lassen. Dieser Grundsatz steht ganz oben auf meiner Liste. Ich bin der festen Überzeugung, dass gegenseitige (!) Toleranz das Leben angenehmer macht.

Letztens hätte ich diesen Grundsatz fast vergessen. Und das beim gemütlichen, besinnlichen Spaziergang im Wald. In Richtung Höttinger Bild.

Etwas kam mir komisch vor. Die Büsche hatten knallige Markierungen. Immer wieder Aushubhaufen am Wegesrand. Kurz vor dem Ziel dann die Erklärung in Form eines Banners – „Hier entsteht ein neuer Bike-Trail“.

Wenige Meter dahinter ein Ungetüm an Holzkonstruktion. Werden hier die Downhiller:innen springen oder ist das der Fluchtweg für Spaziergänger:innen? Ein Blick weiter dann der Supergau – der Trail soll direkt über den Weg führen.

„Bis die erste Oma niedergemäht wird“, entfleucht mir ein leiser Fluch. Baff war ich. Erstaunt, baff und etwas wütend, um genau zu sein.

Ist das ihr Ernst? Ist die Nordkette nicht schon genug Freizeitpark? Braucht es hier am Besinnungsweg, unbedingt einen Bike-Trail?

Ich spaziere deshalb oft und gerne in Richtung Höttinger Bild, weil ich im Wald Abstand finde zu all den Alltagsorgen und -ärgernissen. Zum Glück auch in diesem Fall.

Unten angekommen fiel mir mein Grundsatz wieder ein. „Leben und leben lassen“. Downhillen ist ein geiler Sport. Für mich zu rasant, aber zum Anschauen wahrlich spektakulär. Und gefragt.

Und eine gefragte Sportart verdient ihren Platz, ihre Infrastruktur. Wenngleich ich mir von den Verantwortlichen (Stadtpolitik!) hier etwas mehr Fingerspitzengefühl wünsche.

Biketrails, ja. Aber müssen die unbedingt einen Besinnungsweg kreuzen? Wohl kaum.

Mittlerweile wurde der Bau gestoppt, umgeplant und wieder aufgenommen. Der Trail soll den Weg nicht mehr kreuzen. In Ordnung. Ich hoffe es bleibt besinnlich rund ums Höttinger Bild. Denn das macht die Qualität dieses Kleinods, den Zauber des Hofwalds aus. Hoffentlich begegnen sich Spaziergänger und Downhiller gegenseitig mit Respekt. Hoffentlich funktioniert das Zusammenspiel.

Bürgermeister Georg Willi meinte gestern im TT Live Studio, er sieht einen politischen Umschwung, eine Machtverschiebung. Die Bremser würden die Rechnung präsentiert bekommen. Er die Stadt nach der nächsten Wahl umbauen.

Gerne, Herr Bürgermeister! Weiterentwicklung ist etwas Schönes. Aber egal wer umbaut. Ob links, rechts, liberal, konservativ, jung, alt, männlich, weiblich, divers, ob in Stadt, Land oder Bund. Bitte vergesst eines nicht – ihr seid Volksvertreter:innen. Keine Klientelvertreter:innen.

Leben und leben lassen, schließt alle (!) ein.

Der Biketrail am Höttinger Bild mag ein kleines Beispiel sein, aber ein aussagekräftiges.


Fotos zum geplanten Bike Trail „Hofwald“ am Höttinger Bild folgen.

Glaubt an das Gute im Menschen. Eigentlich Betriebswirt. Hat das ALPENFEUILLETON ursprünglich ins Leben gerufen und alle vier Neustarts selbst miterlebt. Auch in Phase vier aktiv mit dabei und fleißig am Schreiben.

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