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Reden wir übers Wetter!

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Nach den Konversationsminenfeldern der letzten Zeit (Corona, Parteipräferenzen, Russengas, Aufrüstung, Zinserhöhungen, Energiepreise, Künstliche Intelligenz) haben wir nun endlich wieder etwas, worüber man sich mit jedem gefahrlos unterhalten kann:

Das Wetter! Ostern zu Weihnachten! April im Februar! Abwechselnd Frühsommerwärme, dann Schneefall, danach Föhnsturm — die Jahreszeiten völlig durcheinander. Die Bienen fliegen zur Unzeit, die Bäume blühen zu früh, das wird heuer keine Ernte geben. Gestern noch kurzärmelig an der Sonne gesessen, heute beim Schnee Schaufeln den Rücken verrissen. Soundso ist auf tückischem Glatteis ausgerutscht, trägt deshalb jetzt den Arm in der Schlinge. Aber besser Schnee als Starkregen, sonst gibt’s wieder Überschwemmungen. Obwohl: Die Lawinengefahr steigt exorbitant an, hoffentlich gibt es kein zweites Galtür!

So kann man jederzeit mit jedem über die derzeitigen Wetterkariolen schimpfen, alles bleibt friedlich. Erste Auswirkungen des Klimawandels!  Sogar darauf können sich inzwischen die meisten einigen. Solange man nur die kommenden Wahlen nicht erwähnt! Denn die Grünen, mit ihren Katastrophenprophezeiungen und ihrer Verbotspolitik, nein, die kann man keinesfalls wählen! Wenn die wieder in die Regierung kämen, würden die doch womöglich noch all ihre Wahnsinnsideen durchsetzen: Tempo Hundert auf der Autobahn – unzumutbar! Schnellstens raus aus Gas und rein in Wärmepumpen, Solar und Windenergie – was hätten da die Bauern und die Häuslbesitzer davon?  

Bahn statt Autobahn und ein Benzinpreis wie in den Sechzigern, da würde ja die Asfinag pleitegehen! Gar das Pendlerpauschale auf die Öffis umlegen und überall Bahnstrecken errichten – ohne Rücksicht auf die Anrainer, die doch schon mit der Durchzugsstraße geplagt sind? Nein, so einfach, wie die glauben, können wir aus dem CO2 nicht aussteigen. Da brauchen wir schon noch ein bisschen Zeit und Rücksichtnahme in alle Richtungen. Gottlob haben da die anderen Parteien und die Wirtschaftsbosse ein Einsehen. Schließlich wollen Erstere ja gewählt werden und Letztere nicht um ihre Boni umfallen! Da kann man nicht mit extremen Maßnahmen über die Leute drüberfahren. Und solange die Chinesen und die Inder nicht sofort aus Öl und Gas aussteigen, weshalb dann ausgerechnet wir? Da wären wir ja die Dummen! Und sollte irgendwann die Sintflut kommen, dann sowieso erst nach uns und hoffentlich woanders, zum Beispiel in Indien oder China. Also lasst uns das leidige Klimathema beiseitelegen.  Reden wir lieber übers Wetter!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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