Wenn Mädchen beim Sterben Spaß haben…

4 Minuten Lesedauer

Der Inhalt


Unter der Leitung von Priska Terán Gómez erzählen sechs Mädchen jene Geschichte:
Ins Zimmer 13 kommen Mädchen zum Sterben. Tammy ist nach dem Tod ihrer Zimmernachbarin alleine. Dann kommt „Barbie“ Chris. Chris weiß nicht, dass es sich um ein Zimmer für „hoffnungslose Fälle“ handelt. Alle Mädchen schreiben Tagebuch. Das Partygirl Chris bringt ordentlich Fun in den tristen Alltag. Da wird dann schon mal Tequila besorgt und Party gemacht oder einfach nur im Park spazieren gegangen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten werden die zwei Freundinnen. Chris‘ „Barbie“-Freundinnen besuchen sie ab und an, werden ihr aber zunehmend fremd. Eltern besuchen selten ihre sterbenden Kinder. Als Tammy nach einer Spazierfahrt stirbt, findet Chris ihr Tagebuch mit einem Brief an sie. Darin wird sie sehr seltsam aufgeklärt, dass es sich bei Zimmer 13 um ein „Sterbezimmer“ handelt. Eine neue Zimmernachbarin kommt und Geschichten wiederholen sich…


Die Kritik


Neun Damen und ein Herr zeigen sich also verantwortlich für diese durchwegs gelungene Produktion. Ich muss gestehen, dass es mir schwer fällt hier zu „kritisieren“. Die Geschichte wird definitiv jeden mitnehmen, auch wenn das Stück an sich Schwächen aufweist. Diese beginnen bei kleinen Ungenauigkeiten. Zum Beispiel, dass Freundinnen, trotz vorhandenen Smartphones, in der Klinik anrufen ob sie zu Besuch kommen dürfen. Mit den selben Freundinnen wir später aber „gewhatsappt“. Oder, dass medizinische Fachbegriffe von den Mädchen nicht gekannt werden, sie aber 2016 nicht auf die Idee kommen die Begriffe zu googeln. Sogar im Publikum sagte in dieser Szene jemand: „Schau doch auf dein Handy!“.
Inhaltlich gibt es aber große moralische Fragwürdigkeiten. Teenager in ein „Sterbezimmer 13“ zu stecken ist echt zach, oder? Wenn man als Laie was weiß, dann, dass Jugendlichen die Hoffnung zu nehmen, eine der schlimmsten Dinge überhaupt ist, oder nicht? Man muss sie ja nicht belügen, aber den Fokus auf das Positive und die vielleicht letzten schönen Momente zu richten, wäre sicher nicht falsch, oder Herr Autor? Als Chris erfährt, dass sie belogen wurde, durchlebt sie eine vom Autor nicht ganz schlüssig gedachte Phase, die mich verwirrte. Der Brief war übrigens auch sehr seltsam. Da verschweigt man seiner Freundin andauernd das Geheimnis um Zimmer 13, nur um sie nach dem Tod (wenn Chris alleine, traurig und verzweifelt ist) darüber zu informieren. Tolle Freundin?! Die Sache mit den Eltern kommt irgendwie stiefmütterlich vor, versandet aber.

Die schauspielerische Leistung

Spielerisch sei der Truppe ein großes Lob ausgesprochen! Vor allem die Hauptrolle Chris könnte durch ihre tussige Art und die sich wiederholenden, blöden Stehsätze schnell in Lächerlichkeit verebben. Die junge Dame trägt das Stück mit ihrem Jugendcharme aber auf eine Weise, der mit Hochachtung begegnet werden muss. Wow.
Im Gespräch mit der Regisseurin wurde mir von intensiver Vorbereitung durch Teambuilding-Wochenende und Hospizbesuch berichtet. Auch über „Tod“ sprach man viel. Da passiert was.
Das Bühnenbild zeigt sehr viel Detailverliebtheit: Bis hin zum Plastik-Wasserkrug wird man an ein Krankenzimmer erinnert.
Jugendtheater in einer klassischen, beliebten Form: Das Stück wurde von den Mädchen ausgesucht, die Arbeit wurde ernstgenommen und jetzt steht was Ordentliches auf der Bühne. Man bleibt absolut realistisch, aber das darf ja auch sein.
Ab ins Freie Theater!
05., 06., 07. Februar 2016 / 19:30Uhr / Freies Theater Innsbruck


Die Eindrücke


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Das Video


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