Irgendetwas über den Frühling

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(c) Nana B Agyei, Oh Spring !, flickr.com

Der Frühling ist irgendwie eine ganz besondere Jahreszeit. Die üblichen Klischees der anderen Jahreszeiten haben selten eine Chance, komplett erfüllt zu werden, nicht so beim Frühling. Während die Sommer nicht mehr so heiß oder viel zu heiß, die Winter nicht mehr so schneereich und die Herbste (ist hier ein Plural möglich?) auch nicht mehr so stürmisch sind, kann der Frühling immer noch voll punkten. Nie habe ich gehört: „Der Frühling war auch schon mal besser“. Das liegt vermutlich an dem reichen Spektrum der Frühlingseigenschaften. Ja, da ist quasi für jeden was dabei, wie beim Buffetasiaten ums Eck. Die Allergiker bekommen ein paar Frühblüher ab, die Wintersportler finden noch ausreichend einbetonierte Kunstschneereste, um die letzten Schwünge zu vollenden und die Körperfetischisten haben endlich die Möglichkeit, ohne das Risiko eines Nierenschadens, zu zeigen was sie haben.
Natürlich gibt es Zweifler. Wohlbeleibte etwa, denen vor der Badehose mehr graut, als vor dem Zahnarzt. Doch für diese steht eine ganze Flut an aktueller Diätliteratur in der Buchhandlung des Vertrauens bereit. Der neueste Trend des heurigen Jahres ist übrigens die Sirt Food Diät. Abgesehen von angeblichen Proteinen, die nicht nur  verhindern, dass man altert, sondern auch noch schlank machen, nimmt man anscheinend spielend ab. Das Geheimnis ist eine Ernährung bestehend aus grünem Tee (eine Kalorienbombe), Grünkohl (das perfekte Frühjahrsgemüse), Kapern (kann ich kiloweise wegputzen), Blaubeeren (die Wirkung ist an der blauen Zunge nachweisbar), Äpfel (besser nur die grünen) und Zitrusfrüchten (heute Mittag gönne ich mir eine Zitrone). Wer nun behauptet, dass dies Einschränkungen im kulinarischen Alltag verursacht, dem sei gesagt, dass man außerdem Kurkuma, Chili und Petersilie schnabulieren darf. Ergänzend sei noch erwähnt, dass man von diesen Leckereien nur tausend bis tausendfünfhundert Kalorien zu sich nehmen darf (ganz schön schwierig mit den ganzen Fetten und dem vielen Zucker).
Ich bin nun reiflich beim Überlegen, ob ich nicht auch ein Diätbuch verfassen soll. Es würde dabei eine bereits etwas länger zurückliegende Ernährungskonzeption einfließen, im weitesten Sinne der Nachfolger der Steinzeitdiät. Die einzigen zwei erlaubten Nahrungsmittel sind Wasser und trockenes Brot, kombiniert mit einem strengen Bewegungsprogramm. Ohne es überprüft zu haben, bin ich zuversichtlich, dass man in wenigen Wochen bereits tolle Erfolge erzielen kann. Was die Zukunft auch immer bringt, für das heurige Jahr habe ich mir nur ein Sportprogramm für die Erreichung der Strandfigur verpasst und eben dabei ist mir etwas Spannendes aufgefallen. Die Wiesen, entlang derer ich laufe, sind allesamt nicht grün, sondern braun von Unmengen an Mist, der von unseren Bauern fleißig aufgetragen wird. Während für den Großteil der Bevölkerung Frühling mit Liebe, Sonne, Sport und guter Laune assoziiert wird, scheint dem Bauern das möglichst flächige Ausbringen von tierischen Ausscheidungsprodukten, von Bedeutung zu sein. Der Frühling lohnt sich, da ist wirklich für jeden was dabei.
 

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