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Der neue Schwiegersohn der Nation!

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Für das Amt des Bundespräsidenten hat die beachtliche Zahl von 337.010 Stimmen für Marco Pogo bzw. Dominik Wlazny nicht gereicht. Auf Twitter wird trotzdem schon heftig über ein sich anbahnendes innenpolitisches Erdbeben diskutiert, spätestens dann, wenn Dominik Wlazny bei einer Nationalratswahl antreten würde. Dabei kursieren die wildesten Theorien, ob er allein, mit Ex-Kanzler Kern oder mit einer der bereits im Nationalrat vertretenen Fraktionen antreten könnte. Reichlich viel Konjunktiv für jemanden, der vor kurzem noch mit seiner Band Turbobier und nicht mit einem Wahlkampftross durch Österreich getourt ist. Wie wahrscheinlich es ist, dass Wlazny wirklich für den Nationalrat kandidiert? Die mehr als 300.000 Stimmen sind jedenfalls ein gewichtiges Argument, aber bis dahin muss er entweder Parteistrukturen schaffen oder sich einer Partei anschließen. Mit 9 Plakaten als One-Man-Show durch Österreich kurven wird bei einer Nationalratswahl nicht reichen.

Wlazny tritt an – welcher Partei kostet das Stimmen?

Die wildesten Spekulationen löst die Frage aus, welchen Parteien eine Kandidatur von Wlazny bei der Nationalratswahl Stimmen kosten würde. Als Basis für ihre Einschätzung ziehen viele politische Beobachter ihr „Gespür“ heran, andere wiederum berufen sich auf die Zahlen der Bundespräsidentschaftswahl. Dazu gibt es Wählerstromanalysen, die anzeigen, für welchen Bundespräsidentschaftskandidaten die Wähler von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS (bei der letzten Nationalratswahl) gestimmt haben. Diese Zahlen sind zwar interessant und lassen gewisse Trends erahnen, aber sie lassen sich nur sehr schlecht auf einen möglichen Antritt eines Bundespräsidentschaftskandidaten bei einer anderen Wahl umlegen. Das größte Manko ergibt sich aus den unterschiedlichen Grundvoraussetzungen. Die Bundespräsidentschaftswahl ist als Personenwahl deutlich zugespitzter auf Sympathien für einzelne Personen. Als Wählerin oder Wähler wähle ich den aus meiner Sicht geeignetsten Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Thematisch tut sich da wenig, weil der Bundespräsident kaum tagespolitisch mitbestimmt. Bei einer Nationalratswahl stehen Listen zur Auswahl und ein Antritt der Bierpartei – oder wie die Partei von Marco Pogo dann auch immer heißen wird – hätte ganz andere Voraussetzungen. Es ist also ein klassischer Vergleich von Äpfeln und Birnen. Nett für die Austro-Twitteria, realpolitisch ohne Aussagekraft.

Apropos Schwiegersohn der Nation:

Der bis vor kurzem noch schmalzig-schönste Schwiegersohn der Nation hat ein neues Buch veröffentlicht. Ein Jahr nach seinem Ausscheiden aus der Politik will Sebastian Kurz offenbar „über Politik reden“. Davon kann man nun halten, was man will, aber an dieser Stelle passt das Zitat eines ehemaligen Kurz-Günstlings einfach zu gut: „Wer zahlt schafft an, ich liebe das“. Wie viele Menschen für die schmalspurigen Polit-Ergüsse des Ex-Kanzlers zahlen werden? Lassen wir uns überraschen.

Politischer Mensch. Ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt, Ökologie und Gerechtigkeit. Hat Politikwissenschaften studiert. Arbeitet aktuell in der Politik. Auf Landesebene. Interessiert sich für Weltpolitik. Schreibt gerne Analysen.

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