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Heldinnen – Nachtrag zum Weltfrauentag

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„Du Opfer!“ ist heute ein gängiges Schimpfwort. Deshalb soll diesmal am Internationalen Frauentag nicht schon wieder die Rede sein von Benachteiligung, Opfern, Femiziden, die noch dazu gern anderen Kulturen in die Schuhe geschoben werden, obwohl wir selbst in ebendieser Männerherrschafts-Kultur verharren. Ja, das Kopftüchl ist bei uns inzwischen aus der Mode. Aber ich habe schon mehr iranische und syrische Männer im Flüchtlingsheim gekonnt kochen und putzen gesehen, während sich ihre Frauen um den Papierkram kümmerten, als in hiesigen Haushalten. Man sollte also nicht viel aufs Kopftüchl geben. Überhaupt wollen wir heute über einen anderen Tellerrand schauen: Es gibt wahre Heldinnen-Geschichten, die zeigen, wozu Frauen – und in existenziell ausweglosen Situationen sind es oft nur noch die Frauen – fähig sind:

Da wären Nawalnys Mutter und viele andere, namenlose Töchter, Ehefrauen und Mütter, die Todesmut zeigen, indem sie sich gegen einen allgewaltigen und gewalttätigen Machtapparat auflehnen und offen Gerechtigkeit und Wahrheit vom Regime einfordern. Ebenso die vielen jungen Frauen im Iran, die sich von einem mörderischen Herrschaftsklüngel nicht unterkriegen lassen, obwohl sie sich wegen ein paar fehlenden Zentimetern Stoff auf dem Kopf um letzteren bringen können.

Erinnern wir uns zurück an Betty Williams und Mairead Corrigan Maguire, die 1976 in Belfast 10.000 Frauen versammelten, um mitten in einem seit Jahrzehnten tobenden Bürgerkrieg für Aussöhnung zu demonstrieren und damit die Basis für den späteren Friedensprozess zu legen.

Und erinnern wir uns an die Mütter und Großmütter der Plaza de Mayo, welche es in den 1990er Jahren als Einzige wagten, sich todesmutig immer wieder der Argentinischen Militärdiktatur entgegenzustellen.

Wer weiß, ob nicht im total verfahrenen Israel-Palästina-Konflikt letztlich die Frauen den Ausweg aufzeigen und endlich eine Lösung erzwingen werden?

Frauen erreichen nicht nur in antiken Tragödien Heldengröße. Auch hierzulande kann man feststellen, dass meistens die Frauen, oft ganz einfache Frauen, ranmüssen, nachdem Männer den Karren wieder einmal ordentlich in den Dreck gefahren haben. Denn sobald mit Heldentum nicht mehr Ruhm und Sold zu gewinnen sind, sondern nur noch Selbstaufgabe und Opfermut, da finden sich meist bloß noch Frauen für den undankbaren Job.

Also: Beklagen wir am Internationalen Frauentag nicht wieder nur die weiblichen Opfer, sondern feiern wir die Heldinnen!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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