Was, wenn der Gutmensch (Un-)Recht hat?!

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Heini’s Geschichte


Heinrich Staudinger stellt als einer der Letzten in Europa Schuhe her. Quasi das Pendant zum letzten Ritter und dem letzten Einhorn. So utopisch klingt das im Jahr 2016. Während die Finanzwelt 2008 dem Abgrund entgegenschielte, ging es mit Heini und seinen Schuhen steil bergauf. Er borgte sich Geld von Privatpersonen und strukturierte seinen Betrieb so, dass man auch im Europa 2016 mit Schuhen Geld verdienen konnte. Auf diese „bankähnlichen“ Geschäfte wurde die FMA (=Finanzmarktaufsicht) aufmerksam und fand das nicht gut. Heini wurde angezeigt. Heini weigerte sich aber jeglichen Betrag zu zahlen.
Er hat um das Geld gebeten und viele Menschen gaben es ihm gerne: Alle Beteiligten sind zufrieden, Jobs wurden geschaffen und Schuhe wurden verkauft. Wo ist hier (Un-)Recht? 2626 Euro musste er am Ende des Tages dann aber doch zahlen. Anlässlich Heinis Geschichte entstand das „Alternative Finanzierungsgesetz“. „Alles was damals verboten war, ist jetzt erlaubt!“, fasst Heini das Gesetz zusammen. Die 2626 Euro sieht er als gut investiertes Werbebudget. Die FMA hat er dadurch übrigens erst bekannt gemacht. „Die sollten mir was zahlen“, meint Staudinger.


„Über den Mut, die Wirtschaft, die Liebe und das Leben“


Dem Heini geht es nicht um ein „alternatives Finanzierungsgesetz“. Ihm geht es um ein „alternatives Lebenskonzept“. „Wir wollen euch uns’re Schuhe geben, denn Euer Einkauf lässt uns leben“, sagte er in einem kurzen Vorabgespräch. „Das meiste im Leben versa’men ma’ und dass ihr den Film heut’ nicht versa’mts, des taugt ma’!“. Heini ist ein besserer Entertainer als die meisten, die vom „Entertainen“ leben. Warum? Heini meint was er sagt. Zu 100%. Er hat sich Gedanken über sein Leben gemacht und steht zu seinen Erkenntnissen. Punkt. Da ist es dann völlig egal, ob jemand vor ihm steht, der Schuhe zum „Kirch’gehen“ kauft, er eine HAK-Klasse befragt, warum sie überhaupt die HAK absolviert oder er in der Welt der Anzugträger mit Wirtschaftsminister und Bankern diskutiert. Heini trägt seine rot-ausgewaschene Jacke so konstant wie seine Haltung.
„Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ – so lässt sich die Doku wohl zusammenfassen.


Veränderung durch anderes Handeln


Schuhe spielen in Heinis Leben eigentlich gar nicht so eine große Rolle. Sie sorgen für den Lebensunterhalt. Mut schon eher. Anders und mutig zu sein ist eigentlich ganz cool. Doch warum tun es so wenige? Heini sagte im Anschluss an den Film: „Wir singen jetzt noch ein Lied und wer glaubt, er kann gehen bevor der ganze Saal laut singt, der täuscht sich!“ Und so war es auch. Der ganze Saal sang. Ohne Wiederrede. Ich bereue, kein Video vom singenden Saal gemacht zu haben. Aber eigentlich hatte mich Heini einfach nur im Bann und das Handy war kurz aus der Welt. In der Doku redet Heini mal mit seinen Mitarbeitern über den Tod eines ehemaligen Praktikanten. Das wirkt erst unpassend und seltsam und dann merkt man, dass Heini eine Botschaft hat. Und weil er eine Botschaft hat, holt er sich die Zeit seiner Mitarbeiter und sagt diese. Er präsentiert das Gedicht vom Panther, der immer nur die Stangen seines Käfigs sieht. „Spring Panther, bitte spring!“, ergänzt er.
Heini schimpft schon auch viel auf Reiche und Banker. Das passt vielleicht nicht jedem ins Weltbild. Aber die Dinge, die Heini anpackt, haben Hand und Fuß. Er weiß warum er tut was er tut und tut es dann. Punkt. „Mut ist ansteckend wie eine Krankheit“. Lasset uns hoffen, dass Heini seine Bazillen auf Erden verstreut. Wenn „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres wurde, sollten wir uns vielleicht alle so bezeichnen. Die anderen dürfen sich ja gern „Schlechtmensch“ nennen…
Weitere Vorstellungen von „Das Leben ist keine Generalprobe“.


Der Trailer


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