Der Tiroler Kuhmilch die Treue

Ein Krampus bestellt einen Latte macchiato mit Hafermilch und bringt Tiroler zum Toben. Abstruser wird’s nicht mehr.

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Photo by Mihail Macri on Unsplash
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Vor drei Jahren nahm das Unglück seinen Lauf. Um den Tourismus anzukurbeln, produzierte die Tirolwerbung einen Spot mit dem Slogan „Come as you are – in Tirol ist jeder willkommen.“ Drei Jahre geisterten darin ein Krampus und ein Latte macchiato mit Hafermilch durch Tirol, seit einem Jahr ist das Video auf Youtube abrufbar.

Recht prominent war der Spot jedoch lange Zeit nicht, ja er wurde von der Jury der Cannes Corporate Media & TV Awards mit dem Silbernen Delfin ausgezeichnet, doch außerhalb Tirols kannten ihn nur wenige Restösterreicher. Doch nun, in der 48. Kalenderwoche des Jahres 2022, bekommt er endlich Aufmerksamkeit und dringt in die restlichen Bundesländer vor.

Allerdings nicht aufgrund seiner filmischen Ästhetik oder seiner originellen Erzählweise, sondern aufgrund eines fatalen Fehlers. Denn weder die Produzenten des Films, noch die Jury in Cannes hatten den genauen und kritischen Blick der Tiroler Landwirtschaftskammer, die mit scharfem Auge jenen haarsträubenden Fehler entdeckte, der nun dazu führte, dass der Film, der sich gegen 800 Einsendungen aus 40 Ländern durchsetzte, nun überarbeitet werden muss.

Das Problem? In dem Spot verlangt der Krampus Hafermilch anstelle der urigen, echten und so wohlschmeckenden Tiroler Milch für seinen traditionell tirolerischen Latte macchiato und stößt den heimischen Bauern damit bitter auf.

Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, wirft der Tirolwerbung nun „fehlende Sensibilität vor“ und zeigt sich zutiefst schockiert. Denn „die Kuhmilch ist die Grundlage des Tiroler Tourismus“, und was, wenn durch diese verflixte Hafermilch ab sofort weniger Touristen in das schöne Tiroler Land strömen? Was wenn diese stattdessen in umliegende Bundesländer, vielleicht gar nach Wien reisen? Was wenn Gäste aus dem Ausland nun denken, dass es in Tirol überhaupt keine Kuhmilch gibt und eine Einreise deswegen nicht in Betracht ziehen?

Das Hafermilch-Gate konfrontiert allerdings nicht nur den Präsidenten, sondern auch mich, und vermutlich ganz Österreich, mit unzähligen Fragen. So frage ich mich, ob denn niemand den Herrn Hechenberger darüber aufgeklärt hat, dass auch der für einen Latte macchiato benötigte Kaffee gar nicht aus Tirol stammt?

Oder die Tirolmilch zur Berglandmilch von Schärdinger mit Sitz in Oberösterreich gehört, und diese in ihrem Sortiment selbst Hafermilch anbietet? Und der Obmann der Berglandmilch der ehemalige Obmann der Tirolmilch ist? Oder dass Hafer auch in Tirol angebaut wird? Was ist eigentlich mit der Ziegenmilch? Sind die Schauspieler im Spot eh alle echte Tiroler und nicht aus Salzburg oder Kärnten? Und haben laktoseintolerante Menschen nun Tirol-Verbot? Und was ist nochmal der Streisand-Effekt?

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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