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Gipfelkreuze und Ablenkungsmanöver

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In Südtirol aufgeflammt und sogar von Bergsteigerlegende Reinhold Messner kommentiert, ist die Gipfelkreuz-Debatte auch in Nord- und Osttirol angekommen. Eine Debatte die an Sinnlosigkeit fast alles in den Schatten stellt, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Während die Menschen voll auf diese Diskussion aufspringen, diskutieren sie allerdings etwas, das so gar nicht thematisiert wurde. Der Alpenverein hat einen Vorschlag in den Ring geworfen, Politik und Medien machen eine ganz andere Geschichte daraus. Faszinierend wie leicht sich Stammtischdiskussionen von außen so leicht steuern und beeinflussen lassen.

Macht der Vorstoß des Alpenvereins Sinn?

Der Alpenverein hat angeregt, keine NEUEN Gipfelkreuze auf den Berggipfeln anzubringen. Soweit so simpel. Wie die öffentliche Diskussion in eine Debatte darüber, ob wir überhaupt Gipfelkreuze brauchen, abdriften konnte, bleibt ein Rätsel. Natürlich macht der Vorstoß des Alpenvereins Sinn, denn der Erhalt der Wege, Steige und Gipfelbereiche obliegt dem Alpenverein und seinen fleißigen Mitgliedern. Das kostet Geld und erfordert Manpower, die vielerorts mittlerweile nicht mehr so leicht aufzustellen ist. In den Alpen sind tausende Gipfel hervorragend erschlossen und haben ein Kreuz am Gipfel. Dazwischen gibt es immer wieder Gipfel, die nur jenen „offenstehen“ die etwas erfahrener und routinierter unterwegs sind. Auf diesen Gipfeln werden die wenigen Bergsteiger oft auch nicht von einem Gipfelkreuz begrüßt und das ist vollkommen in Ordnung.

Politisch ein gefundenes Fressen

So viele Baustellen wie die ÖVP Tirol in den vergangenen Wochen zu bearbeiten hatte, war die Diskussion über die Gipfelkreuze ein gefundenes Fressen. Titelseiten, große Berichte und die Probleme treten plötzlich in den Hintergrund, wenn eine Diskussion völlig zweckentfremdet wird. Die Zillertalbahn, die Millionenhilfen für de GEMNOVA, die Rettung der insolventen Gemeinde Matrei in Osttirol, die nahezu täglich schwankenden Strompreise der TIWAG, der seit Jahren nicht in die Gänge kommende Neubau des MCI in Innsbruck, der Wechsel des früheren ÖVP-Landesrates Tratter in die Neue Heimat, Probleme in der Lebensraum Tirol Holding und diese Liste würde sich noch deutlich erweitern lassen. Da verwundert es wenig, dass die Diskussion über die Gipfelkreuze für die ÖVP gelegen kommt. Ein klassisches Ablenkungsmanöver, wie wir es in den vergangenen Jahren des Öfteren erlebt haben. Dass die Menschen diesen billigen Tricks immer noch anheimfallen, ist ein Armutszeugnis für die politische Mündigkeit unserer Gesellschaft. Es gibt viel zu tun, wenn es um ein Mindestmaß an politischer Bildung in unserem Land geht. Aber bis dahin werden noch einige Gipfelkreuz-Debatten die politische Arena vernebeln.

Politischer Mensch. Ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt, Ökologie und Gerechtigkeit. Hat Politikwissenschaften studiert. Arbeitet aktuell in der Politik. Auf Landesebene. Interessiert sich für Weltpolitik. Schreibt gerne Analysen.

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